Die Grafschafter Hospizhilfe steht Betroffenen mit vielfältigem Rat zur Seite. Ein Ziel ist es, Menschen ein Sterben in Würde, Sicherheit und Geborgenheit zu ermöglichen.
Trauern braucht seine Zeit
Es kann wohl kaum eine schwierigere Situation für einen Menschen geben: der Umgang mit dem Tod. Das betrifft sowohl die Sterbenden als auch die Hinterbliebenen.
Von Andreas Meistermann
Nordhorn. Was passiert, wenn jemand die Nachricht erhält, dass er selbst oder ein nahestehender Mensch sterben wird? Die große Dimension einer solchen Mitteilung sprengt zunächst jedes Vorstellungsvermögen, obwohl die meisten wissen, dass der Tod oder das Sterben zum Leben gehört. Wissen heißt aber nicht selbst erfahren oder selbst fühlen.
Ohne Hilfe drohen viele Betroffene in ein dunkles Loch zu fallen, dem schwer zu entrinnen ist. In früheren Zeiten gab es daher oft das Gefühl, allein und verlassen mit dem Thema der Bewältigung von Trauer und Leid zu sein. Doch Zeiten wandeln sich und so gibt es seit den 1960er Jahren die von der Ärztin, Krankenschwester und Sozialarbeiterin Cicely Saunders ins Leben gerufene Hospizbewegung.
Seit über 20 Jahren gibt es auch in unserer Region einen Ableger dieser Bewegung: die Hospizhilfe Grafschaft Bentheim e. V. Aus kleinen Anfängen hat sich inzwischen eine bewährte Institution mit über 550 Mitgliedern und rund 100 ehrenamtlichen Aktiven entwickelt, die eine umfassende Beratung anbieten kann.
Standort der Hospizhilfe ist die Neuenhauser Straße 74 in Nordhorn. Die dort bezogenen Räumlichkeiten mit einer Fläche von 140 Quadratmetern (der vorherige Standort an der Ochsenstraße mit 40 Quadratmetern war oft nur ein Provisorium) ermöglichen dem Team um den ersten Vorsitzenden Dr. Karl-Heinz Meier und die Geschäftsführerin Heike Paul ungestörtes Arbeiten und vielfältige Aktivitäten. Es gibt neben dem Empfangsraum mit Schreibtisch und Sitzecke ein weiteres Büro für Besprechungen. Im großen Versammlungsraum ist Platz genug für Vorträge oder Schulungen für bis zu 50 Personen. Gruppenarbeit ist hier ebenso komfortabel möglich wie das „Trauerfrühstück“ oder die Begleitung von Kindern, die von Trauer betroffen sind. Zusätzlich gibt es eine gemütliche Küche, in der kleinere Grüppchen zusammensitzen können, und eine Bibliothek.
Dank dieser räumlichen und organisatorischen Gegebenheiten ist die Hospizhilfe in der Lage, noch optimaler auf die Bedürfnisse der Menschen einzugehen, die in unterschiedlichster Form mit Tod und Trauer konfrontiert werden.
Wie die Geschäftsführerin Heike Paul berichtet, kann Hilfe schon allein dadurch gegeben werden, in dem sie oder ein anderes Mitglied der Hospizhilfe einfach zuhört, wenn ein Betroffener die Geschäftsstelle aufsucht. Aber das ist natürlich oft nur der Anfang. Danach beginnt erst die richtige Begleitung auf einer mehr oder weniger langen Wegstrecke.
Um diese ehrenamtliche Tätigkeit auch mit so viel Sachverständnis wie nötig ausüben zu können, bietet die Hospizhilfe Fortbildungen für ehrenamtliche Begleiterinnen und Begleiter zu den Themen Hospizarbeit, Trauer, Patientenverfügung, Palliativpflege und Palliativmedizin an.
Ein weiteres großes Tätigkeitsfeld ist die Betreuung der Angehörigen. In diesem Bereich gibt es unter anderem einen Treffpunkt für Kinder und Jugendliche, die einen nahestehenden Menschen verloren haben. In einem geschützten Rahmen bekommen die Kinder und Jugendlichen die Möglichkeit, ihrer Trauer Ausdruck zu verleihen.
Noch relativ neu ist das Projekt „Hospiz macht Schule“. Es richtet sich an Grundschüler des dritten und vierten Schuljahres. Ihnen soll eine Ahnung davon gegeben werden, dass auch der Tod ein „Teil des Lebens“ ist. Die Kinder sollen die Möglichkeit erhalten, Fragen zum Thema Tod und Sterben zu stellen und mögliche Antworten zu finden.
Ein weiteres Projekt ist die Zusammenstellung eines Trauerkoffers. Er enthält vielfältiges Material, mit dem beispielsweise der Trauer um ein Klassen- oder Schulmitglied Raum gegeben werden kann. In der Ausstattung finden sich Kreuz und Kerze, aber auch ein Liederbuch und Informationsmaterial zum Tod im Allgemeinen, zum Beispiel in Form einer DVD.
Nähere Informationen: Telefonnummer 05921 75400, E-Mail-Adresse info@hospizhilfe.de und Internet-Adresse www.hospizhilfe.de.