Hinterbliebene durchleben vier Phasen. Trauer ist bereits ein Teil der Verarbeitung eines Verlusts. Sie wird von jedem individuell erlebt. 

Trauer – was ist das eigentlich?

Unter Trauer sind die psychischen Reaktionen zu verstehen, die nach dem Verlust eines nahestehenden Menschen durch dessen Tod auftreten können. Trauer ist keine Krankheit, sondern eine lebenswichtige Reaktion. Sie gehört zum Leben und zur Abschiednahme.

gn Nordhorn. Der Trauer muss Raum und Zeit gegeben werden. Sie sollte nicht verdrängt werden, denn es ist eine unter Ärzten und Psychologen anerkannte Tatsache, dass unverarbeitete Trauer zu Krankheiten und seelischen Schäden führen kann. Trauer äußert sich in Form von körperlichen Reaktionen und Verhaltensweisen, die von den Einstellungen des Einzelnen zum Tod abhängen, aber auch von der Einstellung der Gesellschaft zum Umgang mit Tod und Trauer beeinflusst werden.

Zu den mit der Trauer verbundenen Gefühlen gehören Verlassenheit, Einsamkeit, Hilflosigkeit, Beklemmung, Wut, Angst, Zorn und manchmal auch Erleichterung. Trauer kann sich jedoch auch körperlich auswirken, und zwar in Müdigkeit, Überempfindlichkeit gegen Lärm, Muskelschwäche, Magenschmerzen, Atemnot und Schüttelfrost. Zur Trauer gehören Tränen. Tränen sind der Beginn des Trostes, sie machen uns frei zu neuem Handeln.

Wichtig für die Verarbeitung von Trauer ist es, dass der erlittene Verlust vergegenwärtigt und akzeptiert wird. Verzichten sollte man deshalb nicht darauf, vom Verstorbenen Abschied zu nehmen, ihn zu berühren und ein letztes mal in den Arm zu nehmen.

Jeder Mensch trauert anders und erlebt die Trauerphasen unterschiedlich ausgeprägt. Foto: Fotolia

Der Bestatter sorgt dafür, dass der Verstorbene hygienisch versorgt wird, dass die Angehörigen im Trauerhaus, im Abschiedsraum des Bestatters oder auch auf dem Friedhof den Verstorbenen noch einmal sehen und Zwiesprache mit ihm halten können. Die Trauerpsychologie unterscheidet bei der Bewältigung der Trauer mehrere Phasen, die jedoch nicht in jedem Trauerfall zwingend gleichartig ablaufen. Die gegenwärtige psychologische Forschung vertritt zwar immer noch das sogenannte „Phasen-Modell“, hat aber erkannt, dass Trauer auch eine Aufgabe darstellt, die es zu meistern gilt. Daher wird neben den Trauerphasen in den vergangenen Jahren verstärkt auch von Traueraufgaben gesprochen.

Phase des Schocks: Der Betroffene ist wie gelähmt und zu keinen Gefühlsregungen fähig, der Ausdruck der Ungläubigkeit und des Nichtwahrhabenwollens herrscht vor. Wird der Zustand nicht überwunden und weiterhin das Eingetretene geleugnet, spricht man im Allgemeinen von einer „Behinderung der Trauer“, die zu ernsthaften Störungen führen kann.

Kontrollierte Phase: Der Trauernde erhält äußeren Halt durch die Fülle der mit der Beerdigung verbundenen Aufgaben, die Beerdigung, die Ansprache des Pfarrers oder Redners, der Beistand von Menschen, die dem Trauernden besonders verbunden sind. All dies kann für den weiteren Verlauf des Trauerprozesses von Bedeutung sein.

Regressive Phase: Nach der Beerdigung kann ein Zusammenbruch der psychischen Organisation erfolgen, der Trauernde stirbt einen symbolischen Tod (apathisches Verhalten, das eigene Ich ist in seiner ganzen inneren Organisation betroffen).

Phase der Neuorientierung: Erneute Zuwendung zur Umwelt und zur Gesellschaft, der Prozess der Trauer wird abgeschlossen (Aufnahme einer Berufstätigkeit, neue Partnerbeziehungen). Um Trauer zu bearbeiten, ist das Gespräch erforderlich. Wenn sich die Umwelt nach einigen Tagen oder Wochen wieder dem Alltagsgeschehen zuwendet, dann braucht der Trauernde Gesprächspartner, die ihm zuhören und mit ihm über den Verstorbenen sprechen können. Die Hinterbliebenen können auch nach Wochen noch ihren Bestatter um Hilfe bitten.