Totengedenken ist eine Daueraufgabe – Grabpflege inklusive
Wo Tod zum Leben führt
„Es mag befremdlich klingen, aber einer der produktivsten Wege, um zur menschlichen Reife zu gelangen, liegt in der Beschäftigung mit der Erfahrung des Todes.“
Nordhorn. Diese Aussage aus dem Buch „Reif werden zum Tode“ der berühmten Sterbeforscherin Elisabeth Kübler-Ross spiegelt sehr gut die Bedeutung der kirchlichen Toten-Gedenktage wider, die jedes Jahr im November begangen werden. Ob Allerheiligen, Allerseelen oder Totensonntag: Diese Tage dienen dem Andenken, der Trauer und dem Abschied von Verstorbenen und dem Nachdenken über den Tod – und über ihn hinaus. Doch kein Gedanke kann auf einen entsprechenden Ausdruck, eine Form verzichten. Und so werden die Gräber im November ganz speziell geschmückt und zugleich für die Winterpflege vorbereitet.
Ob katholisches Allerheiligen oder evangelischer Totensonntag: Die Pflege des Grabes ist ein wesentlicher Bestandteil. Und die kann für die Angehörigen des Verstorbenen auch schnell zur Last werden, sei es weil sie sehr weit vom Friedhof entfernt wohnen, sei es weil sie altersbedingt nicht mehr die Kraft zur regelmäßigen Grabpflege aufbringen. Eine anonyme Bestattung kommt für viele aber dennoch nicht in Frage, denn Erinnerung braucht einen konkreten Ort. Schließlich sind Trauer und der Besuch des Friedhofs nicht nur Sache der Familie – auch Freunde und Bekannte besuchen das Grab.
Um gerade auch im Winter ein gepflegtes und jahreszeitlich entsprechend bepflanztes Grab zu erhalten, wählen viele den Service der Dauergrabpflege durch den örtlichen Friedhofsgärtner. Der Betrag für die vereinbarte Dauer wird an eine Dauergrabpflegeeinrichtung überwiesen. Diese verwaltet das Geld und überprüft die Leistung des Friedhofgärtners. Dabei ist Dauergrabpflege keine Standardleistung, sondern im Gegenteil ein höchst individueller Service, wie Joachim Meyer-Rehberg von der Treuhandstelle in Bremen weiß: „Alle Leistungen werden exakt gemeinsam mit dem Kunden vertraglich festgelegt – bis hin zur Trauerfloristik mit Gestecken und Kränzen an speziellen Gedenktagen wie Allerheiligen und Totensonntag.“
Gerade der graue November, der an die Vergänglichkeit des Lebens erinnert, fordert die Friedhofsgärtner zu kunstvollen Kreationen heraus: Dabei kombinieren sie zum Beispiel Blüten und Laub zu einem reizvollen Kontrast, oder flechten einen Kranz aus Efeu und Rosen. Dabei hatte bereits zu Zeiten, als noch niemand an Grabpflege dachte, jede dieser Pflanzen ihre eigene Bedeutung. So steht das Efeu als Symbol für das ewige Leben, und die Rose verweist auf die ewige Liebe – über den Tod hinaus. Beide passen gut zum Totensonntag, der nämlich schon seit längerem auch „Ewigkeitssonntag“ heißt – um die Perspektive der Auferstehung und des ewigen Lebens zu betonen. So führt – ganz im Sinne der Forscherin Kübler-Ross – die Beschäftigung mit dem Tod zu bewusstem Umgang mit dem Leben.