Der Tod? Bloß weg mit dem Gedanken daran. Dabei kann es nicht nur für Angehörige entlastend sein, wenn man sich schon früh Gedanken über das Ende macht – es bereichert auch das eigene Leben.
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Mit Verwandten und Freunden locker über die eigene Beerdigung reden
Sterben wird jeder, das ist sicher. Doch mit dem Tod, gar mit der eigenen Beerdigung, mag sich kaum einer wirklich befassen. Dabei kann genau das sehr entlastend sein, glauben Fachleute. Im Vergleich zu anderen Ländern sei der Tod in Deutschland noch ein Tabu-Thema, sagt Barbara Till, Bestatterin in Berlin. Zwar habe sich in den vergangenen Jahren bereits einiges getan und eine gewisse Offenheit etabliert, gleichwohl sei der Tod negativ behaftet. „Man schiebt ihn gerne von sich weg.“ „Es gibt Menschen, die wollen nicht darüber reden“, sagt auch Pfarrerin Stefanie Schardien. Das könne ganz unterschiedliche Gründe haben. Manchmal stecke die irrationale Furcht dahinter, dass man den Tod herbeirede, wenn man sich mit dem Sterben beschäftige.
Andere machen sich im Vorfeld Gedanken, schreiben auf, was ihnen wichtig ist und wollen ihre Angehörigen dadurch entlasten. Schon Gedankenspiele könnten ausreichen, sagt Schardien. Zum Beispiel bei einem Spaziergang über den Friedhof zu schauen, was einem gefällt. „Es geht darum, den Gedanken an sich ranzulassen“, erklärt die Pfarrerin aus Fürth.
Online-Vorsorge-Kurse und Partys
Es sei noch nicht angekommen, dass man locker mit Freunden über sein eigenes Ende sprechen könne, unabhängig vom Alter, sagt Anne Kriesel. Sie hat die Online-Plattform Bohana gegründet und informiert dort über Trauer, alternative Bestattungen und Vorsorgemöglichkeiten.
Bestatterin Till hat Vorsorge-Partys ins Leben gerufen. In lockerer Atmosphäre kann jeder mit Freunden oder der Familie über den Tod sprechen. Till kommt als fachliche Unterstützung dazu. Die Themen sind verschieden: Welche Vollmachten sind sinnvoll, wie kann eine Beerdigung aussehen?
Unumkehrbare Entscheidungen
Aus Erfahrung weiß Till: „Die wirklichen Dramen entstehen zum Großteil, weil nichts geregelt und vorbereitet ist.“ Etwa weil bei unverheirateten Paaren dann auf einmal die Eltern zuständig sind und essenzielle Dinge entscheiden sollen, obwohl sie vielleicht seit Jahren gar kein enges Verhältnis mehr zu ihrem Kind hatten.
Die meisten kümmerten sich vorab um nichts, stellt auch Anne Kriesel fest. Dann säßen die Liebsten bei einem Bestatter oder einer Bestatterin, und wüssten nicht, ob der oder die Angehörige eine Erd- oder Feuerbestattung wollte. Eine Bestattungsverfügung kann hier helfen. Sie regelt, wie man konkret beerdigt werden möchte.
Wie möchte ich beerdigt werden? Je früher man diese Frage für sich selbst beantwortet, desto besser. Foto: dpa
Wie sähe die ideale Trauerfeier aus?
Kriesel rät zu einem Notfall-Ordner, der den wichtigsten Papierkram enthält: Darunter etwa das Testament, die Sorgerechtsverfügung, eine Betreuungsvollmacht, eine Patientenverfügung, einen Bestattungsvorsorgeplan und eine Bankenvollmacht sowie diverse Kopien. Checklisten finden Interessierte zum Beispiel bei der Verbraucherinitiative Bestattungskultur Aeternitas, dem Verbraucherschutzministerium oder den Verbraucherzentralen.
Erinnerungen schaffen
Auch Erinnerungen lassen sich vor dem Ableben gestalten. Ob als Schatzkiste oder mit Briefen, den Lieblingsrezepten der Familie, den wichtigsten Büchern oder Stofftieren, am besten versehen mit einer kleinen Notiz. Es muss nicht alles perfekt geplant sein. Schardien will hier vor allem den Druck rausnehmen. „Es kann auch eine schöne und würdige Beerdigung sein, wenn niemand etwas vorbereitet hat im Vorfeld.“ Die Beschäftigung mit dem Tod bereichert auch das eigene Leben, darin sind sich die Frauen einig. „Weil man es anders genießt und weiß, wie kostbar es ist“, sagt Till. Im Sterben habe dann jeder die Chance, sich wirklich diesem Prozess zu widmen. Denn der fordere die ganze Kraft. dpa