Als Angehöriger Schwerkranke begleiten
„Ich trage das mit dir“
Einem schwerkranken Freund oder Verwandten beizustehen, verlangt Angehörigen einiges ab. Noch schwerer wird es, wenn der Erkrankte vielleicht keine Behandlungen mehr möchte, man selbst daran aber noch Hoffnungen knüpft.
Nordhorn. „Auch wenn es schwerfällt, man traurig oder wütend ist: Der Wunsch des Erkrankten hat Gewicht“, sagt Mechthild Schindler, Koordinatorin im ambulanten Ricam Hospiz in Berlin. Angehörige müssten versuchen, sich dann zurückzunehmen. „Wir versuchen, den Familienmitgliedern immer mitzugeben: „Der Betroffene selbst ist der Experte““. Nur er kann sagen, was er sich wünscht und was nicht.
In dieser Situation können Angehörigen beispielsweise Gespräche mit Hospizmitarbeitern helfen: „Wir klären erst einmal über die Möglichkeiten einer palliativen Therapie auf, die die Symptome lindert.“ Manchmal lehnen Erkrankte Behandlungen auch ab, da beispielsweise die Nebenwirkungen einer Chemotherapie nur schwer auszuhalten sind. Die palliative Therapie kann dem Erkrankten dagegen noch einmal eine ganz neue Form von Lebensqualität schenken. „Dies zu erfahren, entlastet die Angehörigen oftmals sehr.“
Zu akzeptieren, dass ein nahestehender Mensch keinen Lebenswillen mehr hat, kann ein monatelanger Prozess sein. „Da muss man natürlich hingucken, warum er nicht mehr leben möchte: Weil er starke Schmerzen hat? Die können wir vielleicht lindern. Oder ist er lebenssatt, kann er von seinem Leben Abschied nehmen?“, sagt Schindler. Es wird nicht jedem gelingen, sich mit den Entscheidungen des anderen auszusöhnen. Wenn es möglich ist, ist es von Seiten des Angehörigen ein großer Liebebeweis zu sagen: „Egal, wie du dich entscheidest - ich trage das mit dir.“